Die Breyhenne

von Hans Poth


Wenn in der Felsberger Bevölkerung von der Breyhenne die Rede ist,  weiß man es handelt sich um das Stück Gelände zwischen Burgwiese und Burgvorplatz sowie Burgeingang. Heute ist es ein gesicherter Treppenaufgang und wird vom Burgverein sehr zum Wohle der Besucher immer gut gepflegt. Aus der heutigen Situation ist die ehemalige Beschaffenheit des Geländes nur schwer zu erkennen.

Die Lagebezeichnung „an der Breyhenne“ taucht erstmals in der Chronik des Burgvereins auf, als man Ausbesserungsarbeiten an dem steilen Weg gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorgenommen hatte. Auch im 20. Jahrhundert wird oft von der Breyhenne gesprochen, ohne dass jemand in Felsberg über die Bedeutung des Ausdruckes Auskunft geben kann.


Neuzeitliche Festungsarchitektur

Ein Blick in die neuzeitliche Festungsarchitektur des 17. und 18. Jahrhunderts kann weiterhelfen. Danach ist  der Begriff ursprünglich von Braye oder auch Fausse Braie aus der niederländischen und der französischen Sprache abgeleitet worden. Niederländer und Franzosen waren die Experten des Festungsbaus in dieser Zeit. Der Terminus wurde phonetisch eingedeutscht und schließlich mit dem einheimischen Dialekt gekoppelt. Aus Braye war Breyhenne entstanden.


Was ist die Braye?

Die Braye ist ein Nieder- oder Vorwall, der dem Hauptwall einer Festung vorgelagert ist. Dazwischen befand sich ein Graben, der für Waffen und Personen Bewegungsmöglichkeiten anbot. Als zur Braye gehöriger Wallgang grenzte er in seiner Rückseite an den Hauptwall und damit bei der Felsburg direkt an den Fuß der Burgmauer. Entstanden ist die Braye ursprünglich aus einem erdgeböschten Wall.


Umbau im 7-jährigen Krieg

An der Felsburg wurden größere Umbaumaßnahmen im 7-jährigen Krieg (1756-1763) vorgenommen; die mittelalterliche Anlage wurde durch Elemente frühneuzeitlicher Festungsbaukunst ergänzt. Dabei nutzte man die größere Reichweite der Feuerwaffen wie Haubitzen und Sechspfünderkanonen durch den Bau der Trommel als Stellplatz aus. Zusätzliche Schießscharten boten für die Verteidiger der Burg Schutz. In dieser Zeit dürfte auch die Braye am westlichen und nördlichen Teil der Felsburg errichtet worden sein.

Zwischen hessischen Reitern und den Franzosen war die Burg hart umkämpft. Wer die Burg besaß, beherrschte das Edertal im Osten, im Süden hatte man die Waberner Ebene im Blick, im Westen reichte die Kontrolle bis nach Gudensberg, vom Norden drohten Überraschungsangriffe wegen des unübersichtlichen Geländes.

Beschießungen der Burg gab es vom Mittelhof und von der Gudensberger Höhe her.