Geschichte der Felsburg

1060: Erste urkundliche Erwähnung der Grafen von Felsberg. Sie stammen aus der Meginsippe und sind verwandt mit den Grafen von Reichenbach und denen von Ziegenhain. Die Vermutung, daß sie von der nahe gelegenen Altenburg stammen, beruht offenbar auf einem Irrtum. Es gibt aber im Hunsrück eine Burg mit dem Namen "Alte Burg", die ein Grafenschloß trug, wie aus einer Inschrift auf dem Schloß Koppenstein hervorgeht. Da wird ein Graf genannt mit dem Namen Meginhard. Dieser könnte ein Vorfahre der Felsberger Grafen sein.


1185: Bau einer Burg auf dem 393 m hohen Heiligenberg als Widerpart gegen die Burg Felsberg auf dem 199 m hohen Basaltfelsen. Kurmainz versucht dadurch eine Ausdehnung der Grafschaft Felsberg nach dem Osten zu verhindern. Seinen nördlichsten Stützpunkt hat Kurmainz in Fritzlar, das 1066 von Kaiser Heinrich IV. Kurmainz geschenkt wurde, als er schwer erkrankt dort Genesung fand. Dadurch wird Felsberg als Sitz der Grafen und später als wichtige, stark befestigte Stadt Stützpunkt gegenüber Kurmainz.


1230: Für die in allen Grafenschlössern übliche Doppelkirche stiften zwei geistliche Mitglieder der Felsberger Familie Sydenbein einen dem Heiligen Pankratius geweihten Altar.


1238: Während die Grafen sich auf ihre niedersächsischen Besitztümer zurückziehen und das Geschlecht bald ausstirbt, kommen Burg und Stadt Felsberg zunächst an die Landgrafschaft Thüringen, von der sie sich aber bald lösen und wichtiger Bestandteil der Landgrafschaft Hessen unter dem Hause Brabant werden. Das Denkmal auf dem Marktplatz in Marburg erinnert daran.


1247: Die hessischen Landgrafen stiften fünf Burgsitze in den nächsten Jahren in der Stadt, die sie an Ritter vergeben, die im Kriegsfalle das Reiterheer der Landgrafschaft verstärken und zu dessen Kernmacht werden. Die Namen der Burgsitzinhaber sind zum Teil noch bekannt, ihre Wappen in der ehemaligen Schloßkapelle angebracht: Besse, Felsberg, Linne, Lugelin, Hebel, Boineburg.


1333: Landgraf Heinrich II. verstärkt die Burgbefestigung wesentlich. Er baut den Zwinger (mit Schießscharten und Wehrgängen, den Torturm, den neuen Eingang erhöht den Bergfried durch einen schmaleren Teil mit einem Kegeldach. Er baut auch die Altenburg (Name vermutlich verstümmelt aus "Andere Burg").


1367: Ritter Konrad Spiegel zum Desenberg vertreibt und vernichtet mit seinem Reiterheer die Streitmacht des Abtes Berthold von Hersfeld im Edderfeld in der Nähe der Altenburg.


1373: Die Steuereinnahmen der recht vermögenden Stadt Felsberg werden von dem Landgrafen verpfändet an den Landvogt von Niederhessen Friedrich von Felsberg.


1380: Erneute Verpfändung der Steuereinnahmen, diesmal an Heinrich von Hardenberg. Anfang des 14.Jh. entsteht das recht umfangreiche und sich mehrmals vergrößernde Amt FeIsberg. Es hat etwa den Umfang der Stadt Felsberg nach den Zusammenlegungen 1974 (Gebietsreform).


1413 – 1458 regiert Landgraf Ludwig I. in Hessen. Er fördert in großem Umfang Burg und Stadt Felsberg. Er läßt zum besseren Schutz des Schlosses auf der Nordseite den Zwinger mit Wehrgang vorbauen und den Bergfried durch einen kleineren Turm erhöhen und mit einem Spitzhelm versehen.


1427: Landgraf Ludwig I. leitet von Felsberg aus auch den Reiterkampf gegen den Grafen Gottfried von Leiningen, der von Fritzlar aus mit 600 Reitern die Gemarkungen Felsberg, Gudensberg und Melsungen im Dienste von Kurmainz ver- heert. Ludwig zwingt ihn in der Edderniederung zum Kampfe, bei Englis und 23.7. bei Felsberg, schlägt ihn auf der Verfolgung bei Fritzlar und nochmals bei Fulda, obwohl der Kurfürst von Mainz selbst die Führung des Reiterheeres übernommen hat, und zwingt ihn zum Frieden in Frankfurt.

Anm.: Merkspruch: Frisch - fromm - fröhlich - frei (Felsberg - Fritzlar - Frankfurt) holt Ludwig den Sieg herbei.


1453: Felsberg wird Mechthild von Württemberg, der Gemahlin Ludwigs 11. als Wittum angesetzt.


1455: Landgraf Ludwig I. holt den Alchymisten Klaus von Urbach nach Felsberg, damit er - einem Irrglauben der damaligen Zeit entsprechen - im Schlosse Gold machen soll.


1486: In der Folgezeit - nach dem Aussterben der hessischen Burgmannenfamilie von Felsberg - wird das Felsberger Grafenschloß häufig als Wittum für die Landgräfinnen angesetzt. Das geschieht auch für die Landgräfin Anna, Tochter des Herzogs Magnus I. von Mecklenburg. Anna ist die Mutter des bedeutendsten hessischen Landgrafen Philipp (1509 - 1567), der die Reformation in Hessen einführte und durch ein Religionsgespräch mit Zwingli die neue Lehre im Jahr 1527 zu festigen suchte. Er gründete die erste evangelische Universität in Marburg.


1514: Hessischer Landtag in Felsberg, auf dem das Vorgehen gegen den Landhofmeister Ludwig von Boineburg beschlossen wurde. In der Folgezeit wurde das Felsberger Schloß nicht mehr für (herrschaftliche) Wohnzwecke benutzt.


1544: läßt Landgraf Philipp in der dazu umgebauten Pankratiuskapelle Pulver lagern, die bis 1826 diesem Zwecke diente.


1618 - 1648: Der 30-jährige Krieg verschont lange Stadt und Schloß Felsberg, die nun nicht mehr als fürstliche Residenz diente. Dennoch blieben Stadt und Burg in gutem Ansehen. So wurde ein weiterer Landtag hier abgehalten. Landgraf Moritz der Gelehrte hat ihn einberufen, der den Religionskrieg seinem Lande gern ersparen wollte, was ihm nicht gelang.


1626 - 1627: Im November/Dezember fand der Landtag statt. Moritz konnte sich nicht durchsetzen. Er dankte deshalb am 17.März ab. Damals waren Versprengte aus der Schlacht bei Lutter am Barenberge (wo König Christian von Dänemark eine schwere Niederlage durch die kaiserlichen Feldherren Tilly und Wallenstein erlitt) nach Altenburg und Felsberg gekommen. Das hat sich in Felsberg familiengeschichtlich ausgewirkt.


1640: Auch der 30-jährige Krieg griff auf Felsberg über. Der größte Teil der Stadt wird in diesem Jahr niedergebrannt. Deshalb gibt es hier nur noch 'Reste von Häusern im Fachwerkständerbaustil. Einige Bürger suchen u.finden Schutz im Burgturm vor den plündernden und die Stadt verwüstenden Soldaten.


1761: Auch der 7-jährige Krieg verschont nur anfangs die Stadt. Am 16.2. kommt es zu einem Gefecht an der Edderbrücke zwischen hess. Jägern u. anstürmenden Franzosen, die dann vom 23.9. - 2.10. in einem Lager am Obersten Holze liegen. Die Franzosen haben 24 Tote. Sie besetzen die Burg, über 100 Hessen (Felsberger) müssen Schanzdienste für eine neue Befestigung leisten. Die heute noch gut erhaltenen Schießscharten stammen aus dieser Zeit.


1762: Am 29.6. wird die Burg von der Gudensberger Höhe aus beschossen. Dann stürmen hess.Jäger zu Fuß unter dem Major von Linsingen und nehmen Franzosen gefangen. 1809 In den Jahren der Besetzung großer Teile Deutschlands durch französische Soldaten Napoleons erheben sich am 22.4.1809 die Hessen im Raume Homberg (Efze) / Frielendorf, Melsungen und insbesondere Felsberg gegen die Fremdherrschaft und rücken unter der Führung des Obersten von Dörnberg bis vor die Tore von Kassel, wo sie aber durch die Soldaten des Königs Jerome in einem blutigen Gefecht bei der Knallhütte geschlagen werden. Dabei fallen 5 Felsberger.


1866: Kurhessen wird in Preußen einverleibt. Der Schloßberg wird Eigentum der Provinz Hessen-Nassau und verwaltet durch die staatl. Verwaltung der Schlösser und Gärten in Bad Homburg v.d.H. Der Burgverein Felsberg e.V. pachtet ihn.


Verfaßt vom ehemaligen Ehrenvorsitzenden: Dr. jur. Wilhelm Fenge, verstorben am 19.01.1983