Die Grafen von Felsberg

Wie Felsberg begann: Am Anfang stand das Grafengeschlecht 

von Hans Poth

Woher kamen die Grafen von Felsberg? Seit wann sind die Namen durch mündliche oder schriftliche Überlieferung bekannt? Die Antworten auf diese Fragen liegen im Dunkeln. Dennoch lassen sich über Namensgleichheit in verschiedenen Schriftstücken ihre Wurzeln vermuten. Weil man im Mittelalter nur Vornamen kannte, ist eine persönliche Identifizierung mit großen Problemen verbunden. Nur bruchstückhaft lässt sich deshalb auch die Vergangenheit des Felsberger Adelsgeschlechts rekonstruieren. So führen Spuren nach Reichenbach im heutigen Werra-Meißner Kreis gelegen, aber auch in Naumburg und Ziegenhain dürfen Vorläufer der Grafen von Felsberg vermutet werden.


Quellenlage unübersichtlich

Fachleute der hessischen Landesgeschichte wollen die Grafen von Felsberg zwar bereits um 900 nachweisen. Allerdings lässt sich das wissen-schaftlich nicht gesichert vertreten, da die Quellenlage sehr unübersichtlich ist. Einige Urkunden weisen bei der Bezeugung nur auf den Namen Felsberg allein hin, dabei ohne Adelstitel sowie ohne Wohnort und somit ohne Hinweis auf Herkunftsort. Ob der in einem Schriftstück von Kaiser Otto I. aus 960 erwähnte Graf Meginfried ein Felsberger war, muß offen bleiben. Für einige lokale Historiker gilt er als Stammvater des Felsberger Grafengeschlechts. In seinem Amt Zent- oder Untergaugraf stand er als Vasall auch im Dienst verschiedener Herrn und Klöster.


Die Felsburg und Felsberg

Zu Beginn des 11. Jahrhunderts nannte sich schließlich das Grafengeschlecht, nachdem es sich gegenüber anderen durchgesetzt hatte, Ritter von Felsberg, abgeleitet nach der Festung im Edertal. Ein aus der Ebene herausragender Basaltfelsen, der  nach mehreren Seiten steil abfällt und deshalb gut zu verteidigen ist, war die topographische Voraussetzung für den Wohnsitz. Von hier aus war auch eine Kontrolle der Kleinregion Edertal gut durchführbar. Erlaubnis und Bau einer Burg waren ein hoheitlicher Akt, der damals vom Territorialherrn genehmigt wurde. Für den Bauherrn war es eine besondere Auszeichnung, die im Kontext mit Loyalität zum Landesherrn zu sehen war. Die Burg diente der ritterlichen Repräsentation und war Statussymbol des Adels. Sie verrät eine herausgehobene Stellung der Felsberger Grafen innerhalb des Dienstadels in Thüringen und später in Hessen.

Mit dem Bau einer Burg demonstrierte man politische und militärische Herrschaft über ein Gebiet, das in der Fläche der heutigen Stadt Felsberg entspricht. Sie gehörten wie andere vom Ackerbau und Tierhaltung lebende Familien um 1000 zwischen Fulda, Eder und Schwalm zum karolingischen Niederadel. Sie waren wenig begütert und hatten ihren Platz im mittelalterlichen feudalistischen Lehnssystem. Lebensstandard, Arbeit und Tagesablauf entsprachen vermutlich dem der Bauern damaliger Zeit. Am Fuß der Burg wuchs das Dorf zur Stadt. Im Bedarfsfall wurden Einwohner als Leibeigene eingesetzt, hatten Abgaben und Frondienste zu leisten. Als Gegenleistung fanden sie Schutz auf der Burg, wenn Krieg ausgebrochen war oder räuberische Horden die Siedlung überfielen. Als Vasallen der Thüringer Landgrafen standen sie bei denen auch in einem Abhängigkeitsverhältnis, ließen sie Wälder roden und Siedlungen anlegen, die, wie am Beispiel Felsberg nachgewiesen, bereits 1286 Stadtrechte besaßen. Burg, Stadtmauer, Stadttore, Abhalten von Gerichts- und Markttage waren hierzu die äußeren Zeichen und führten zum Aufblühen der Siedlung.


Erste urkundliche Erwähnung 1090

Erstmals sicher zu bestimmen ist das Felsberger Grafengeschlecht im Jahr 1090 mit dem Titel Grafen von Velisberg. In einer Mainzer Urkunde tauchen die Brüder Henricus und Meginfridus aus der Meginsippe als Zeugen auf. In der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts erscheinen sie in einer Hersfelder Urkunde , jedoch ohne Grafentitel. Ganz konkret wird es dann im Jahr 1100, als Mathilde, die Witwe des Grafen Meginfried von Felsberg, der Abtei Hersfeld einen Zinspflichtigen sowie Dörfer und Höfe von Mühlbach und Saasen vermacht. Mit dem Sitz auf der Felsburg waren sie Herren über verschiedene lokale Ämter wie zum Beispiel Einrichtung der Rechtsprechung , Aufbau der Verwaltung, Steuereinnahmestelle sowie Kontrolle der gesamten Landschaft mit Sälzer Straße und Messestraße Kassel-Frankfurt. Einst aus Holz und Sand erbaut, war sie später eine der ersten Steinburgen der Region Niederhessen. Auch war die Burg noch nicht voll ausgebaut, noch ohne Zwinger und mit einem Bergfried von 20 Meter. Der Eingang befand sich auf der Südseite, heute als Eselspfad bekannt. Die spätere bauliche Einheit zwischen Burg und Stadtmauer bestand noch nicht.  


Tätigkeiten in Hersfeld und Verbindung zu Mainz

1073, so lässt sich aus einer Urkunde ablesen,  muss Graf Meginfried eine Position , vergleichbar mit einem Vogt am Hersfelder Kloster begleitet haben. Enge Beziehungen lassen sich 1096 nachweisen, wo er im Rahmen einer Gerichtsversammlung die Ansprüche des Klosters vertritt. Während von 1100 an es zunächst Lücken in der Überlieferung gibt, taucht 1152 und 1170 ein Graf Poppo von Felsberg als Zeuge in einer Mainzer Urkunde auf. Auch 1160 sowie 1170 finden sich Unterlagen von Hersfeld und Mainz mit Felsberger Teilnahme. 1209 wird erstmals die Siedlung Felsberg in einem Güterverzeichnis des Klosters Fritzlar erwähnt. 1238  spricht der Thüringer Landgraf Heinrich Raspe IV von seinem Getreuen Hermann von Felsberg und meint einen Ministerialen, also ein Bediensteter, der sein höchstes Vertrauen genoss. Mit der Schenkung der Sankt Jakobs Kapelle an den Deutschen Orden durch Herzog von Lothringen und Brabant  und dessen Ehefrau Sophie (1247) wird Felsberg ein wichtiger Bestandteil der Politik und militärischer Planung bei der Auseinandersetzung zwischen der Landgrafschaft Hessen, der Landgrafschaft Thüringen. und des Erzbistums Mainz. 1248 schenkt Graf Berthold gemeinsam mit seiner Mutter dem Kloster Corvey diverse Ländereien. Eine weitere umfangreiche Schenkung von Gütern erfolgte 1253 an das Kloster Breitenau durch Graf Berthold von Felsberg. Gemäß einem Traditionsverzeichnis des Klosters soll dieser Graf auf dem Heiligenberg, im Dienst des Mainzer Erzbischofs gestanden haben. Anderen Historikern zufolge soll Graf Berthold von Felsberg in das Kloster Corvey an der Weser eingetreten sein, wo er bis zu seinem Ende und ohne Nachkommen lebte. Das Grafenhaus Felsberg war damit ausgestorben.


Gestärkte Landgrafschaft Hessen

Das Haus Hessen, dem ab jetzt Höfe, Dörfer, Feld und Wald des ehemaligen Grafenhauses Felsberg gehörten, ging als starke selbständige Macht aus dem hessisch –thüringischen Erbfolgekrieg hervor. Mit dem Vertrag von Langsdorf 1263 erfolgte die endgültige Trennung zwischen Thüringen und Hessen sowie eine klare politische Abgrenzung vom Erzbistum Mainz.

Tor mit Vorhangbogenschmuck aus dem 12. Jahrhundert am ursprünglichen Eingang zur Burg

Vorburg der Felsburg im Inneren, einer der ältesten Teile der Burg.

Foto:Archiv Hans Poth