Felsberg, die 3-Burgenstadt

Gleichsam als Wächter thronen die Felsburg, die Burg Heiligenberg und die Altenburg über dem Edertal. Zusammen mit idyllischen Tälern und bewaldeten Hügeln verleihen diese mittelalterlichen Bauwerke der Landschaft einen besonderen Reiz und laden zu einem Spaziergang in die Vergangenheit ein.


Wenig bekannt dürfte sein, dass es noch weitere Wehrbauten in Felsberg gab:

Im Stadtteil Neuenbrunslar auf dem Weinberg eine Festung aus karolingischer Zeit und im Stadtteil Hesserode eine Wasserburg, die zu einem landwirtschaftlichen Anwesen umgebaut wurde. Auch im Stadtteil Wolfershausen befand sich in der Nähe der heutigen Kirche bis 1293 eine Burg. Wie viele andere mittelalterliche Festungen waren auch die Felsberger Burgen sichtbarer Ausdruck von Macht. Stabilisierung und Verteidigung von politischem Einfluss und Herrschaft über ein bestimmtes Territorium gingen von ihnen aus. In ihrer Blütezeit kamen ihnen viele Funktionen zu: Sie waren die Wohnräume des Adels, hatten militärische Aufgaben, dienten der herrschaftlichen Repräsentation und waren Stätten des Gerichts-und Verwaltungswesen. Das Leben auf den Burgen in unserer Region war für Jung und Alt entbehrungsreich und stellte harte Anforderungen. Romantische Vorstellungen über das Leben im Mittelalter, auf die man noch vielfach stößt, entsprechen nicht der Wahrheit. Freilich geht auch heute noch ein Zauber von den Burgen aus, der uns zu einer Beschäftigung mit ihnen reizt.


Felsburg


Der 180m hohe Basaltkegel hatte stets seine strategische Bedeutung und war vermutlich bereits in chattischer Zeit befestigt. Wer hier oben saß, beherrschte die von Allendorf in den Sooden über Melsungen, Felsberg nach Fritzlar und weiter in das Rheinland führende Sälzer Straße, auf der man Salz, das damalige „weiße Gold” transportierte. Von hier kontrollierte man auch die Furt an der Eder zwischen Felsberg und Gensungen, sowie die durch das Edertal in Nord-Süd-Richtung verlaufende Frankfurter Straße.


Die Grafen von Felsberg

Urkundlich erwähnt wurde die Burg erstmals 1060, als sie sich im Besitz der Grafen von Velisberc befand. Bis 1238 herrschte dieses Grafengeschlecht über ein Gebiet, das etwas größer war als die heutige Fläche der Stadt. Beim Wettstreit um die Vorherrschaft in Niederhessen waren die Felsberger jedoch zu schwach, um sich gegen benachbarte Grafenhäuser zu behaupten. Der letzte Spross der Felsberger zog gegen Ende des 13. Jahrhunderts in die Nähe des Klosters Corvey, wo das Geschlecht schließlich ausstarb.


Burgerweiterung

Mehrfach stand die Burg im Mittelpunkt des hessisch-thüringischen Erbfolgestreits. Auch als sie 1247 zur Landgrafschaft Hessen kam, gab es keine Ruhe. In dieser Zeit hatten Burgmänner im Auftrag der Landgrafen den gesamten Burgberg zu verwalten. Bereits 1185 hatte der Erzbischof von Mainz den Heiligenberg befestigen lassen, um von hier und von Fritzlar aus, Angriffe auf die Felsburg vorzubereiten - ohne Erfolg, und das auch deshalb, weil zwischen 1336 und 1339 Landgraf Heinrich II., auch „der Eiserne” genannt, die Burg erheblich verstärken, den Zwinger an der Nordseite anlegen und den Turm durch einen Aufsatz erhöhen ließ. So entstand der markante „Butterfassturm”. Schließlich wurde gegen des 14. Jahrhunderts die Befestigung noch der Entwicklung der Feuerwaffen angepasst.


Historische Persönlichkeiten

Ein Alchimist namens Claus von Urbach trieb 1453 bis 1455 sein Unwesen auf der Burg. Dieser Scharlatan hatte dem Landgrafen versprochen, Gold zu erfinden. Doch weil der Erfolg ausblieb, wurde er des Landes verwiesen.

Zwischen 1511 und 1514 verlegte Landgräfin Anna, die Mutter Philipps des Großmütigen, ihren Witwensitz auf die Felsburg.


Kriegseinwirkungen

Im 30-jährigen Krieg wurde die Anlage durch die kaiserlichen Truppen erstmals zerstört. Für einige Felsberger Bürger diente der Burgturm als Zufluchtsstätte vor Soldaten, die plünderten und mordeten. Aber noch mehr hatte sie im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) zu leiden.

So war die Festung 1761/62 von den Franzosen besetzt, und erst nach heftigen Beschuss mit Kanonen und Haubitzen wurde sie von hessischen Jägern unter Major von Linsingen befreit. Dabei wurden zahlreiche Gebäude zerstört. Übrig blieb die Ruine, wie man sie heute kennt.

Über 300 Jahre, von 1544 bis 1846, lagerte in der Schloßkapelle eine große Menge Pulver, sehr zum Leidwesen der Bevölkerung. Schließlich musste man ständig mit einer drohenden Explosion leben. Noch heute spricht man von dem „Pulverhäuschen“.

Ein Kuriosum: 1789 gab es einen Antrag von einem Felsberger Bürger auf Abriss des Turmes. Er wollte mit einigen anderen die Steine als Baumaterial für sein Wohnhaus verwenden. Glücklicherweise wurde der Antrag vom Landgraf in Kassel abgelehnt und so das Wahrzeichen der Stadt gerettet.


Aktivitäten und Pläne des Burgvereins Felsberg

Seit 1871 befindet sich die Felsburg im Besitz des Landes Hessen, das sich in der Vergangenheit mit aufwendigen Sanierungsmaßnahmen engagiert hat und in Zukunft noch einiges investieren muss, um den derzeitigen Zustand zu erhalten. In einem Betreuungsvertrag zwischen der staatlichen Verwaltung der Hessischen Schlösser und Gärten und dem örtlichen Burgverein sind die Rechte und Pflichten geregelt. In einem sich über Jahrzehnte hinweg reichenden Kraftakt setzte sich dieser äußerst aktive Verein für den Erhalt des nordhessischen Kleinods ein. Natürlich geht das nicht ohne das Land Hessen, das in den letzten Jahren fast 2 Millionen Euro in das Bauwerk investierte. Es ist das erklärte Ziel des Burgvereins, die Felsburg wieder stärker der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.